„Naturwein“ vs „normaler Wein“: das ist der Titel einer neuen Rubrik auf dem Blog, der nicht umsonst den Untertitel "food and wine anarchist" trägt. Vorläufig werde ich sie "Free wines" nennen. Ich wusste, dass ich früher oder später dazu kommen würde, Gedanken über "natürlichen" und "normaler" Wein zu schreiben. Ich sage gleich, dass ich zwei Ausdrücke verwende, die eigentlich schon ein wenig tendenziös sind.
Das Thema "Wein" ist ein eicht komplexes Thema. Wein ist eine Leidenschaft, die man sein ganzes Leben lang testet und studiert. Die folgenden Artikel sind Gedanken für einen Geschmack, den ich frei von Moden und Fraktionen halten möchte und welcher immer ein offener und experimenteller Geschmack sein muss.
Curriculum vini in Kürze
Ich dachte, Du wärst eine Food-Bloggerin... was hat Wein damit zu tun? Eine berechtigte Frage, die ein kurzer Lebenslauf, ein "Curriculum vini", erklären wird.
Vor Jahren beschloss ich, mich auf eine Reise zu begeben, um meine Wein-, Essens- und Sinneskultur zu vertiefen. Im Jahr 2014 wurde ich AIS-Sommelier, ein Ziel, das ich mir sehnlichst gewünscht hatte und das, in Wirklichkeit, nur ein Anfang war. Das Sommelier-Diplom war ein hervorragender Ausgangspunkt, von dem ich mich dann, zumindest teilweise, mit Freude emanzipieren konnte.
Einige Jahre später entdeckte ich eine andere Weinwelt, die sich von der normaler Weinwelt unterscheidet, und die auch nach meinem Sommelier-Studium nichts wusste. Seit Jahren trinke ich (meistens) viele Naturweine aus Italien und dem Ausland. Wobei habe ich mich nicht vor seltsamen Farben, undurchsichtigen Flüssigkeiten und ungewöhnlichen Gerüchen nicht weg gedrückt.
An der Scuola Superiore S. Anna in Pisa absolvierte ich 2020 einen Masterstudiengang, der dem italienischen Wein und den ausländischen Märkten gewidmet war. Hier könnte ich auch neue kaufmännische Fähigkeiten aneignen, aber vor allem die Weinkommunikation, meinen Lieblingsbereich, weiter perfektionieren. In diesem Zusammenhang habe ich auch mit Slow Wine an der Ausgabe 2020 des wichtigen Weinführers gearbeitet und einige Artikel für Slow Wine geschrieben.
Digitale Kommunikation u. Marketing für Weingüter
Seit einigen Jahren arbeite ich am liebsten mit Weinunternehmen zusammen und helfe ihnen bei ihrer Unternehmenskommunikation: Websites, Online-Shops, Social Media, Weinmarketing. Ich nehme auch an Messen teil (die sich leider in Italien wie Pilze aus dem Boden schießen), schreibe für Magazines und kümmere mich um viele andere Dinge, die die Unternehmenskommunikation benötigt.
Der Weg in die Zukunft ist folgender: mit kleinen bis großen Weingüter arbeiten, die einen Profi für ihre Unternehmenskommunikation und ihr digitales Marketing brauchen. Glaube mir: insbesondere in Italien gibt es immer noch einen sehr großen Bedarf, der mit einer einfachen, aber leistungsfähige Website beginnt!
"Naturwein" und "normaler Wein": Welche sind die Unterschiede?
Irgendwo muss man ja anfangen, und es ist wahrscheinlich, dass ich diese Antworten in ein paar Monaten ändern muss, den mein Lernen und Denken setzen fort.
Was den "natürlichen" Wein betrifft, so habe ich noch keine Definition gefunden, die mir genau erscheint. "Natürlicher Wein" ist heutzutage ein äußerst vager Begriff, der von verschiedenen Strömungen (oder Fraktionen) auf unterschiedliche Weise diskutiert und bekräftigt wird. "Naturwein" ist heute auch eine Modeerscheinung, eine Nische und ein sehr trendiger Weinmarkt. Als solcher ist er von Interesse. Dennoch scheinen die Weinwelt im Allgemeinen, die Sommelierverbände und die akademische Welt manchmal nicht bereit zu sein, diese Präsenz zu registrieren, oft nicht einmal, sich mit "Natuwein" ernst zu konfrontieren. "Natürlicher" und "normaler" Wein brüskieren sich gegenseitig.
"Normaler" oder "konventioneller" Wein wird in der Welt des Naturweins der Wein genannt, der nicht den Kriterien des Naturweins entspricht (die leider immer noch nicht klar sind). "Normaler Wein" hätte einen standardisierten Geschmack, würde die (önologischen) Konventionen folgt, die zu eng und nicht nachhaltig wären.
"Naturweine" sind Bioweine und/oder biodynamische Weine, die aber nicht unbedingt als solche (zumindenst in Italien) zertifiziert werden. Warum? Weil die kleinen Weingüter sich oft eine Zertifizierung nicht leisten können. Der Hauptunterschied zwischen Biologisch und Biodynamisch ist, dass das Bio-Siegel von der EU geregelt wird, das biodynamische Siegel (wie Demeter oder Respekt-Biodyn) von privaten Instituten ausgegeben ist.
"Normale Weine" können heutzutage auch Bioweine, aber nicht deshalb "Naturweine" sein. "Naturwein" und "normaler Wein" unterscheiden sie sich v.a. in der agronomischen Einstellung des Winzers sowie in den Entscheidungen (z.B.: ausschließliche Verwendung von Hefen, die sich auf die Traubenschale befinden; keine Filtrierung; kein oder niedriger Zusatz von Schwefeldioxid), die er jedes Jahr während der Weinherstellung nimmt.
Für mich wird "normaler" Wein hauptsächlich nach den Ideen der Önologie der 1990er Jahre hergestellt. Es ist ein Wein, der von Unternehmern und nicht von Winzern hergestellt wird, ein Wein mit großen Zahlen und Umsätzen, ein Wein mit einem standardisierten und globalisierten Geschmack. Am liebsten verwende ich den Ausdruck "vino artigianale" (in Englisch "artisanal wine").
Hier sind einige meiner Gedanken zu natürlichem Wein und normalem Wein.
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