Der Herbst in der Toskana ist meistens mild. Am schönsten erlebt man den Herbst in der Toskana in den Bergen. Dort ist der Herbst am schönsten: Da hat man die kalte Luft, die Farben der Wälder, die herbstlichen Produkte und Gerichte, wie Kastanien, Pilze, Suppen, Polenta usw.
Die Bergen sind hier nicht sehr hoch, besonders in der Garfagnana, eine der schönsten Gegenden der Region. Die Garfagnana befindet sich in der Nähe von Lucca. Hier habe ich vor ein paar Tagen zum dritten Mal das Kastanienfest von Lupinaia, einem kleinen Dorf in der Nähe von Fosciandora, besucht. In der Toskana ist die Tradition der sogenannten „sagre“, (Volksfeste, die einem bestimmten lokalen Lebensmittel oder Gericht gewidmet sind) sehr stark. Die Kastanien sind in der Region sehr verbreitet, sowohl gekocht oder geröstet als Streetfood, als auch in der lokalen Küche.
Die Herbstfarben finde ich in der Natur am schönsten. Das gilt für die Blätter der Bäume, die Lebensmittel, die in diesen Wochen geerntet werden, sowie auch für die Sonnenuntergänge, die vielleicht die bezauberndsten des Jahres sind. Diese Vielfalt an Farben ist unwiederstehlich, wie z.B. das Gelb der Birnen und der Blätter, das Orange der Mandarinen und Kakis, das Braun der Kastanien und der lockeren Erde auf den Feldern.
Beim Kastanienfest in Lupinaia finde ich vieles, was ich liebe: die gute Küche (oh ja, sie kommt zuerst!), die lokalen, saisonalen Produkte, ein gut organisiertes Fest (was in Italien nicht immer selbstverständlich ist), ein schönes, typisch toskanisches Dorf mit engen Gassen und alten, bunten Türen. Die Düfte des Herbstes sind hier insbesondere vom Duft der gerösteten Kastanien geprägt. Aus dem Dorf hat man auch einen wunderbaren Blick ins Serchio-Tal.
Der Herbst in der Toskana: die lokalen Produkte der Garfagnana
Das Herz des Kastanienfestes ist eine Wiese am Rande des Dorfes, kurz vorm Walde. Hier werden die Kastanien auf einem langen Feuer geröstet. Das Feuer brennt stundenlang in einer ausgeklügelten Konstruktion, nämlich in einer etwa 4 Meter langen Reihe von tankähnlichen Feuerschalen. Junge und ältere Männer halten die klassische, gelöcherte Kastanien-Pfanne, die in Lupinaia mit einem 1,5 m langen Griff ausgestattet ist. Man plaudert und man lacht, Brötchen mit Schinken und Käse werden gegessen, Rotwein wird in geselliger Stimmung getrunken.
Im dem Dorf gibt es Stände, die sowohl Produkte aus der Garfagnana, wie das Maismehl für Polenta, verschiedene Sorten Honig, Kastanienmehl, getrocknete Kastanien, Rohschinken, Salami, Käse, und Dinkelbier sowie das Mittagessen verkaufen. Mit dem Dinkel (einem sehr beliebten, lokalen Produkt) und dem Dinkelmehl kann man übrigens leckere Tartes, Kuchen und Suppen zubereiten.
Was kann man dort essen? Tagliatelle aus Kastanienmehl mit Ragout, Brot mit Schinken und Käse, Brot mit salsiccia (Wurst), Brot mit gerolltem Schweinbauch vom Spiess („porchetta“). Zum Schluss kommt das Beste: die lauwarmen Kastanienpfannkuchen („necci“) mit frischem Ricotta. Die necci werden nicht frittiert, sondern auf der Flamme zwischen zwei Gusseisenplatten („testi“) gegart. Es gibt dann auch frittierte Kastanienpfannkuchen mit Ricotta oder Krapfen aus Kastanienmehl.
Einige Dorfbewohner holen die alten Werkzeuge aus rostigem Eisen oder altem Holz aus dem Keller, die vor einigen Jahren noch für die Arbeit im Wald oder auf dem Feld gebraucht wurden und stellen sie aus. Die Zeit des Sonnenuntergangs ist für mich die schönste auf dem Kastanienfest: die Luft wird kälter, der Nebel sinkt auf die Wälder und das Dorf, die Glut und das Feuer spenden Wärme zusammen mit einem leckeren Glühwein. Das ist das schönste am Herbst in der Toskana!